Erlebnisse statt Dinge: Soft Saving

Überall wird in Generationen eingeteilt. Millennials tun dies, Boomer tun jenes und Gen Z ist überhaupt ganz besonders speziell. Ich halte nicht viel von diesen Generationen-Debatten. Meistens tun in jeder Generation doch alle irgendwie alles – nur dass es wie immer und überall Ausnahmen gibt.
Neulich habe ich einen Beitrag über Gen Z gelesen. Diese würden nicht mehr wie Boomer an „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ glauben und wären auch nicht so „karrieregeil“ wie Millennials. Wenn man sich die Social-Media-Feeds von Gen Z anschaut, könnte man meinen, sie leben ein Leben voller Luxus: Ständig auf Reisen, immer in schicken Restaurants, überall Abenteuer. Klar, die kriegen auch Geld von ihren reichen Boomer Eltern in den Hintern geblasen – oder nicht?
Scheinbar nicht. Es hat sich ein neuer Trend entwickelt. Denn hinter den traumhaften Urlaubsfotos steckt kein grenzenloser Geldregen, sondern Soft Saving – ein smarter (und wohl neuer und innovativer) Ansatz, bei dem Erlebnisse Priorität haben, während gleichzeitig für die Zukunft gespart wird.
Soft Saving bedeutet: Du genießt heute und behältst trotzdem dein Ziel im Blick, finanziell sicher zu bleiben. Reisen wird möglich, weil jede Ausgabe bewusst abgewogen wird. Anstatt in teure Markenklamotten, wird das Geld lieber in Flüge nach Portugal oder Thailand gesteckt.
Mehr Fokus auf Abenteuer statt Konsum

Das macht mich natürlich neugierig. Ich reise ja auch sehr gerne. Wie geht das also? Studien zeigen, dass Gen Z trotz kleinerer Einkommen im Schnitt drei Urlaubsreisen pro Jahr macht. Möglich wird das durch kluges Budgetieren: Treuepunkte, Flexibilität bei der Wahl des Reiseziels, Last-Minute-Deals, Frühbucher-Rabatte, Off-Season-Reisen, günstige Unterkünfte. Viele legen sogar separate Reisekonten an, um gezielt dafür zu sparen, parallel zu ihrem Notgroschen oder Rentensparplänen.
Das Ergebnis: Keine Schulden, keine bösen Überraschungen und trotzdem Erinnerungen fürs Leben.
Haben wir das nicht schon immer so gemacht?
Für mich ist das jetzt kein brandneues Konzept. Es ist einfach mal wieder ein neues Wort für eine althergebrachte Methode. Soft Saving = Sparen ohne Verzicht. Ich selbst bin der beste Beweis: Meine erste Wohnung war komplett mit Ikea eingerichtet. Aber nicht die „teuren“ Möbel aus dem Schwedenhaus, sondern gebrauchte Schätzchen von Kleinanzeigen. Eine Lampe gegen eine Tafel Schokolade, ein Regal gegen eine Flasche Wein (die bei mir eh nicht leer werden würde). Auf ein Sofa hab ich lange einfach verzichtet, da ich keine Möglichkeit zum Transport hatte. Einen Esstisch gab es für 10 Euro, Stühle habe ich einen von Opa geerbt, einen vom Sperrmüll. Muss ja nicht zusammen passen, muss nur seinen Dienst tun. Es war alles andere als Instagram-tauglich, aber unglaublich günstig eingerichtet. Dafür aber war ich in Italien. Und der Schweiz. Und Niederlande. Und Marokko. Und Lettland. Und in Bosnien. Und in Jordanien. Und in Spanien. Und in Italien. Und …
Und warum? Weil mein Budget für Reisen wichtiger war. Ich hab lieber auf schicke Möbel verzichtet, um dafür bei einem entsprechenden Reisedeal zuschlagen um spontan nach Barcelona fliegen zu können. Diese Erlebnisse sind bis heute unbezahlbar Es waren nicht die Dinge, die ich besaß, sondern die Geschichten, die ich erlebt habe.
Genau das steckt hinter dem Gedanken des Soft Saving: bewusst sparen, Prioritäten setzen und trotzdem das Leben genießen.
Zwischenzeitlich ist meine Wohnung super ausgestattet, auch was Alltagshelferlein wie einen Robo-Staubsauger oder einen Thermomix angeht. Meine alten Regale von damals tun es zum Teil immer noch. Einige in der Wohnung, andere im Keller. Auf die 3 Urlaube im Jahr und noch viel wichtiger, meine Altersvorsorge, verzichte ich aber trotzdem nicht.
Dafür sind auch wieder Ziele wichtig. Wenn dein Ziel ist, viel zu Reisen, kostet das Geld. Geld, das fehlt, wenn dein anderes Ziel ist, 30 neue Gucci-Handtaschen zu besitzen. Es ist eine Abwägung der Ziele. Wissen, was du wirklich willst. Was wirklich zählt in deinem Leben.
Wie du Soft Saving für dich nutzen kannst
- Setze klare Prioritäten: Was willst du wirklich – neue Möbel oder eine Reise nach Bali?
- Erstelle ein Reisekonto: Spare regelmäßig kleine Beträge nur fürs Reisen.
- Günstig einrichten und leben: Second-Hand, Flohmarkt, Kleinanzeigen – so bleibt mehr Geld fürs Abenteuer.
- Off-Season buchen: Flüge und Unterkünfte sind außerhalb der Ferien oft viel günstiger.
- Flexibel bleiben: Lege keine fixen Reisezeiträume fest, sondern schlage zu, wenn der Preisalarm klingelt.
- Erlebnisse statt Dinge: Investiere in Erinnerungen, nicht in Staubfänger.

Soft Saving ist kein Verzicht, sondern ein Perspektivwechsel. Du sparst clever, gönnst dir bewusst und baust gleichzeitig deine Zukunft auf. Und ganz ehrlich: Die schönsten Erinnerungen entstehen nicht durch den perfekten Couchtisch, sondern beim Sonnenaufgang in einer fremden Umgebung.
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